In Mexico ist vieles anders als in der Schweiz. Wir sind jetzt in Tulum, auf der Halbinsel Yukatan. Letztens sind wir hier in ein Café gegangen. Ich habe mich etwas umgeschaut und 11 (!) Überwachungskamaras gefunden. Auch in anderen Restaurants. Das ist total komisch. Wer braucht so viel Kontrolle? WIR ENTDECKEN YUKATAN
Wir haben für ein paar Tage ein Auto gemietet und sind damit zuerst nach Bacalar gefahren. Dort hat es ganz schöne blaue Süsswasser-Lagunen. Und es hat Schaukeln und Hängematten direkt im Wasser. Die Nacht war schlimm: es war so heiss, dass ich nicht schlafen konnte. Mama hat das gar nicht gemerkt, die hat gut geschlafen. Ich habe Papa ständig geweckt J. Mama hat dann am Morgen für die zweite Nacht ein anderes Hotel reserviert. Am Abend hatten Mama und Papa ein Konzert. Da kamen zwei neue Freunde von uns: Facundo und Cynthia. Wir hatten sie bei der Lagune kennen gelernt. Sie sind aus Argentinien. Cynthia lud mich in die Cafeteria ein, in der sie arbeitet. Sie heisst «Yerba Buena». Sie ist fast so klein wie ich und sehr nett. Ich durfte ihr beim Brotbacken helfen. Das war voll cool. Dann mussten wir uns verabschieden. Es war so traurig. Sie hat mir eine Kette geschenkt und sie hat gesagt, ich muss einen Becher aus Kristall nehmen und dort müsste ich ein bisschen Wasser und Salz reintun und ins Licht des Mondes stellen. Es war ein sehr schönes Geschenk. Wir sind jetzt Freundinnen.
MIT EINEM GEWEHR IM AUTO UNTERWEGS
Der Abschied fiel mir schwer. Aber wir wollten unbedingt noch nach Valladolid. Eine schöne bunte Stadt mit viel Geschichte. Auf dem Weg sahen wir einen Mann am Strassenrand stehen. Es gab weit und breit keine Autos und kein Dorf. Mama sagte zu Papa, komm wir nehmen den Mann mit. Papa war einverstanden, weil ein sehr mächtiger Sturm aufkam und der Mann wäre voll nass geworden. Als er ins Auto stieg, sahen wir, dass er ein Gewehr und ein ganz grosses Messer bei sich trug. Ich habe mich so erschrocken. Mama hat das Gewehr dann so hingelegt, dass es nach vorne zeigt. Ich fragte den Mann, warum er ein Gewehr hat. Er hat gesagt, er arbeite im Dschungel auf seinem «Rancho» (eine kleine Farm) und müsse die Tiere verscheuchen, die den Mais fressen wollen. Es war schon komisch, ein Gewehr im Auto zu haben. Darum habe ich ein Foto davon gemacht. Der Mann war alt und sehr klein. Wir brachten ihn bis zu seinem Dorf, etwa 20 Kilometer entfernt. Ich habe keine Ahnung, wie er sonst nachhause gekommen wäre. Zu Fuss? An diesem Abend hatte ich einen riesigen Hunger. Wir bestellten uns eine ganze feine Platte mit mexikanischen Spezialitäten. Papa hatte Freude, weil so viel Fleisch dabei war. Mama weniger, sie ist Vegetarierin.
SO HATTE ICH MIR MEXIKO VORGESTELLT
Kennst du den Trickfilm «Coco»? In Valladolid sieht es so aus: Enge Gassen, bunte Häuser. Die Stadt, die etwa 1.5 Stunden von Tulum entfernt ist, wurde im 16. Jahrhundert gebaut. Es hat mir sehr gefallen. Papa und Mama wollten dort im Park Musik machen. Sie versuchten, eine Bewilligung zu bekommen. Jedes Büro schickte uns zum nächsten Büro, bis wir aufgaben.
BADEN MIT TOTEN MAYAS?
Wir machten uns am nächsten Tag auf den Weg zu den berühmten Maya-Ruinen «Chichen ‘Itza». Die Mayas waren unglaublich und so talentiert, darüber habe ich in meiner Reportage schon berichtet. Wir fanden bei den Ruinen einen Buchladen und dort ein Buch über Chichen ‘Itza. Ich war die Führerin und las immer wieder aus dem Buch vor und erklärte, was wir sahen. Es machte ziemlich Spass. Bei den Ruinen hat es einen Cenote, einen unterirdischen See. Die Legende sagt, dass man dort früher die toten Mayas reingeworfen hat. Darum konnte man dort auch nicht baden. Nach dem Besuch der Ruinen gingen wir in einen Cenote ganz in der Nähe. Dort waren ganz viele Leute am Schwimmen. Ich fragte Mama, ob hier auch tote Mayas drin seien – sie sagte nein, sonst würden ja nicht so viele Leute hier zum Baden kommen. Ich hatte ziemlich Angst, weil der See 50 Meter tief ist und das Wasser ganz dunkel war. Ich hatte eine Schwimmweste an. Ein bisschen schwamm ich, aber mir war es nicht wohl. Ich dachte immer an die toten Mayas. Mama hat mit dem Bademeister gesprochen. Als ich sie fragte, was er gesagt hatte, sagte sie: Dass auch hier früher Mayas hereingeworfen wurden, dass das aber schon viele Hundert Jahre her ist und davon nichts mehr übrig ist. Das war der schlimmste Tag in meinem Leben. Vom Meer hatte ich am Anfang auch Angst, aber inzwischen liebe ich es, dort zu baden. Es ist eine gute Erfahrung, dass ich mich auch immer wieder überwinden kann. In einen Cenote gehe ich aber nicht mehr :-)
Reisen ist ein Abenteuer. Ich bin schon gespannt, was wir als Nächstes erleben!
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